SELEN: Für das Immunsystem und unsere Zellen und mehr!
Selen gilt als ein lebensnotwendiges (essentielles) Spurenelement. Es kommt in allen menschlichen und auch tierischen Zellen vor. Je nach Gewebeart ist die Konzentration verschieden. Vor allem Leber, Pankreas und Nieren weisen eine hohe Selenkonzentration auf. Es ist auch ein sehr wichtiger Bestandteil eines Enzymes, welches die Aufgabe hat die Zellen unseres Körpers, hauptsächlich die roten Blutkörperchen von freien Radikalen zu schützen. Es ist das Enzym Glutathion-Peroxydase und bei Selenmangel wird es kaum noch gebildet. Dadurch kommt es zu einer Verminderung des Abbaus von Peroxyden und damit zu Zellstörungen und erheblichen Einschränkungen der Funktion unserer Zellen. (Kister/Zumkley)
Aus der Tiermedizin sind Selenmangelzustände bestens bekannt. Bei Kühen, Lämmern, Schweinen und Vöglen, die in selenarmen Gebieten aufwachsen kennt man die „weiße Degeneration der Skelettmuskulatur“ (white muscle desease). Aber auch Menschen in diesen Gebieten sind betroffen. Kinder, die zum Beispiel mit selenarmem Milchpulver aus Neuseeland ernährt wurden, sind krank geworden. Auch die mit Herzstörungen auftretende Keshan-Krankheit ist auf Selenmangel zurückzuführen.
Besonders Mitteleuropa gehört zu den Selenmangelgebieten, wie auch Skandinavien und Neuseeland. Da wir hier also nur wenig Selen über die Ernährung aufnehmen können, oder auch bedingt durch erhöhte Leistungen bei der Arbeit, Stress, Leistungssport oder andere besondere Belastungen mehr Selen benötigen, ist eine Supplementierung notwendig.
Aufgaben & Funktion in unserem Körper:
- Schutz der Zellen vor schädlichen Umwelt-Einflüssen & Giftstoffen
- Stärkung der Abwehrkräfte
- Antioxidans
Kürzliche Untersuchungen ergaben, dass Selen vor Prostatakrebs schützen kann. Britische Forscher haben bei aktuellen Untersuchungen (12 Studien mit mehr als 13.000 Teilnehmern) festgestellt, dass der gemessene Selenspiegel ein Barometer für den Prostatakrebs sein kann. (Hurst R et al./Am J Clin Nutr 2012;96:111-122)
Das erstaunliche Ergebnis: Innerhalb der Werte zwischen 60 und 170 ng/ml sank das Prostataerkrankungsrisiko mit steigendem Selenwert um bis zu 25%! Deutlicher wurde dies bei einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom. Hier sank das relative Risiko bei einer Selenkonzentration von 135 ng/ml auf 0,60 und bei 170 ng/ml um 0,5 gegenüber dem untersten Plasma-Selen-Wert. Allerdings sollte man beachten, dass Hurst die Selenkonzentration in den Zehennägeln misst, was hierzulande eher unüblich ist. Der zur Zeit angenommene optimale Wert im Plasma liegt 120 – 150ng/ml.
Zu Beachten: Ist der Selenwert zu niedrig oder zu hoch, kann sich das jeweils negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Ein optimaler Selenspiegel bei Krebspatienten sollte im Bereich 130 – 150ng liegen. Der Selenwert sollte immer im Vollblut gemessen werden. Die eigentliche Messung wird von speziellen Laboren routinemäßig durchgeführt und liegt bei ca. 30,- €.
Selen spielt in der Neutralisierung von freien Radikalen eine zentrale Rolle. Jene können zahlreiche Krankheiten begünstigen. Freie Radikale entstehen zum Beispiel durch Stress, Nikotin oder UV-Strahlung. Als Antioxidans ist Selen in der Lage, diese freien Radikale unschädlich zu machen. Das alleine bedeutet einen wichtigen Beitrag zu unserer Gesundheit.
Es ist gut erforscht und erfahrenen Therapeuten bekannt, dass immunstimulierende Therapien aufgrund eines Selendefizits oftmals nicht befriedigend ansprechen.
- in der Stillzeit
- bei Schwermetallbelastung
- bei Alkoholmissbrauch
- zu einseitiger vegetarischer Ernährung
Folgende Erkrankungen können mit einem Selenmangel verbunden sein:
- allgemeine Schwächung der Abwehrlage (Infektanfälligkeit)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Arteriosklerose)
- chronisch-entzündliche Erkrankungen (z.B. des Darms oder der Gelenke)
- bestimmte weitere, schwerwiegende Erkrankungen.
Ein Selendefizit ist nicht sofort und einfach spürbar. Es muss durch eine Messung des Selenspiegels im Blut ermittelt werden. Eine solche Blutuntersuchung wird nicht in der Routineuntersuchung gemacht und man sollte den Arzt oder Therapeuten direkt danach fragen.
In Deutschland herrscht Selenmangel in Böden, Pflanzen und Nutztieren. Dies wird dann noch durch moderne Ernährungs- und Lebensgewohnheiten verschärft. Es gibt aber gute Präparate, mit denen man die tägliche Selenzufuhr sicherstellen kann. Dabei sollte man aber sorgfältig auswählen, denn Selen ist nicht gleich Selen!
Der feine Unterschied liegt darin, dass es Präperate gibt die organisch und anorganisch gebundenes Selen enthalten. „Organisch“ beziehungsweise „anorganisch“ gibt Auskunft über die Form des Selens.
Allgemein erhältliche Nahrungsergänzungsmittel enthalten Selen meist auf Bierhefebasis und ist organisch gebunden. Präperate mit anorganisch gebundenem Selen, meist in Form von Natriumselenit, erhält man in der Regel als Arzneimittel nur in der Apotheke. Der Untschied zwischen organisch und anorganisch gebundenem Selen liegt darin, dass sie im Organismus nicht gleich wirken.
Organisch gebundenes Selen
- wird unspezifisch in die unterschiedlichsten Eiweißkörper eingebaut und nicht direkt für den Aufbau der Eiweißsubstanzen verwendet, die Selen unbedingt benötigen
- Selen steht den Selenenzymen nicht direkt zur Verfügung
- eine lang andauernden Selenaufnahme aus Präparaten mit organisch gebundenem Selen kann sich ungünstig auswirken. Solche Präperate sind deshalb ungünstig für therapeutische Zwecke
Anorganisch gebundenes Selen
- sofort für den Aufbau der Selenverbindungen verfügbar
- Selen aus anorganischen Präparaten wird schneller in die Enzyme, die Selen für ihr richtiges Funktionieren benötigen, eingebaut
- eine Überdosierung kann nicht schädlich sein denn überschüssiges Selen wird ausgeschieden
Um die Selenzufuhr zu verbessern, als Vorbeugung und zu Ausgleich von Selenmangel ist anorganisch gebundenes Selen in Form von Natriumselenit wesentlich effektiver als das organisch gebundene Selen. Früher dachte man zwar, organische Selenverbindungen seien für den Körper besonders günstig. Heute allerdings weiß man, dass anorganisches Selen (Natriumselenit) für den Organismus besonders gut und schnell bioverfügbar ist. In der Therapie des Selenmangels kann es deshalb sehr effektiv eingesetzt werden.
WICHTIG:
Die Langzeitanwendung von Selen sollte immer mit einem erfahrenen Therapeuten und unter regelmässigen Kontrollen des Selenspiegels im Vollblut durchgeführt werden. Nur so kann ein optimaler Selenstatus erreicht und gehalten werden.
Vor der Einnahme von selenhaltigen Supplementen, ist es ratsam einen Labordiagnostischen Ausgangsstatus (Selen im Vollblut in mg/l.) zu bestimmen.
Das organisch gebundene Selen ( Selenmethionin) folgt dem gleichen Stoffwechsel wie die proteinogene Aminosäure L-Methionin. Da das Selenmethionin statistisch und direkt in Kompetition zum ganz normalen schwefelhaltigen Methionin in Proteine eingebaut wird, besteht die Gefahr durch erhöhte Selenmethioninzufuhr eine Akkumulation von Selen zu erreichen. Das sollte vermieden werden.
Anorganische Selenverbindungen wie Natriumselenit oder Natriumselenat hingegen haben eine sehr geringe Akkumulationsgefahr. Damit ist nicht nur die Bioverfügbarkeit sondern auch die Therapeutische Steuerbarkeit sowohl im präventiven als auch therapeutischen Bereich bei anorganischen Selenverbindungen wie Natriumselenit besser gegeben.
Wird eine solche Selen Bestimmung im Blut von meiner GKV übernommen?
Leider ist diese Laborleistung eine Selbstzahlerleistung. Ergibt sich allerdings aus der Untersuchung ein Selendefizit, kann die Therapie als Kassenleistung erfolgen!
Die Paranuss gilt bei Experten als größter natürlich vorkommender Lieferant für Selen!
Allerdings werden die Nüsse bereits ohne Schale lange bei oftmals nicht optimalen Bedingungen gelagert und können mit Pilzsporen und anderen Erregern verunreinigt sein. Deshalb sollte man bei der tägliche Selenversorgung auf Nummer sicher gehen und ein gutes Präperat wählen.
Schilddrüse: Was hat eine schlappe Schilddrüse mit Selen zu tun?
Schilddrüsenunterfunktion ist eine Volkskrankheit. Erstaunliche 10 Prozent unserer Bevölkerung hat die Disposition, an einer autoimmunen Schilddrüsenentzündung er erkranken.
Der Auslöser dieser chronischen Krankheit, kann sehr unterschiedlich sein und von diversen Faktoren abhängen. Auch die Wechseljahre und die damit verbundene Veränderung des Hormonstatus kann ein Faktor sein. Plötzlich wendet sich der Körper gegen das eigene Schilddüsengewebe. Ein Mangel an Selen im Körper ist ein zusätzlicher Faktor welcher diese chronische Erkrankung fördern kann.
Am meisten tritt dabei eine Unterfunktion der Schilddrüse auf. Begleitend zu einer Hormotherapie wird von Ärzten auch die Einnahme von Selen in entsprechender Dosis empfohlen.
In unserem Land wo etwa 120.000 Schilddrüsenoperationen jedes Jahr durchgeführt werden, könnte man durch entsprechende Vorbeugung viele Eingriffe dieser Art vermeiden. Ein deutliches Anzeichen bei Erwachsenen ist, wenn sie sich häufig antriebsarm und schläfrig fühlen oder öfter frösteln. Bei diesen Symptomen sollte man einen Arzt aufsuchen.
Quellen:
- Stellungnahme zur SELECT Studie in USA – 04/2010 Deutscher Apotheker Verlag – MMP – HIER ALS PDF LESEN!
- Mücke R, Schomburg L, Gröber U, et al. Komplementärer Seleneinsatz in der Onkologie. Der Onkologe 2010;16:181–6.
- Mücke R, Schomburg L, Glatzel M, et al. Multicenter, phase III trial comparing selenium supplementation with observation in gynecolog- ic radiation oncology. Int J Radiat Oncol Biol Phys 2010; doi:10.1016/ j.ijrobp.2009.08.013. Im Druck.
- Bleys J, Navas-Acien A, Guallar E. Serum selenium levels and all- cause, cancer, and cardiovascular mortality among US adults. Arch In- tern Med 2008;168:404–10.
- Lippman SM, Klein EA, Goodman PJ, et al. Effect of selenium and vi- tamin E on risk of prostate cancer and other cancers: The selenium and vitamin E cancer prevention trial (SELECT). JAMA 2009;301:39–51.
- Moyad MA. Selenium and vitamin E supplements for prostate cancer: Evidence or embellishment? Urology 2002;59:9–19.