Die Hyperthermie bezeichnet die gezielte Anwendung von Wärmeenergie in der Behandlung von Erkrankungen. Der Einsatz der Hyperthermie als Therapieform gegen Krebserkrankungen wurde erstmals von Hippokrates in der Behandlung von Brusttumoren dokumentiert. Auch im gesamten Mittelalter wurde die Hyperthermie erwähnt, jedoch aufgrund unzureichender Erhitzungsmethoden nie zu einer gängigen Behandlungsmethode entwickelt. Erst zu Begin des 19. Jahrhunderts wurde es möglich, mittels elektromagnetischer Felder Energie zuzuführen, wobei diese Methode allerdings erst vor ca. 30 Jahren durch technischen Fortschritt zu einer ausgereiften Form des Energieeintags in der Hyperthermie weiterentwickelt werden konnte.
Mittels einer Elektro-Tiefenhyperthermie wird das Tumorgewebe von außen überwärmt, wobei das umliegende gesunde Gewebe durch die Hitze nicht geschädigt wird. Durch intensive thermobiologische Grundlagenforschung, die seit den 70er Jahren betrieben wird, wissen wir heute, dass Temperaturen ab 40,5° C in bösartigen Geweben zytotoxisch wirken können, d.h. eine zellabtötende bzw. wachstumshemmende Wirkung auf Tumore haben. Die Technik der lokoregionalen Tiefenhyperthermie erzielt eine Erwärmung der Tumorzellen mittels hochfrequenter Wellen, wodurch es zu einer Tumorhypoxämie (Sauerstoffmangel) und Entwicklung eines intrazellulären sauren Milieus, sowie zu einer Nährstoffverarmung im Tumor kommt. Hierdurch wird der Zellstoffwechsel erheblich gestört, so dass dies letztendlich zum Tod der Krebszelle (Apopthose) führen kann. Ein weiterer Effekt der Hyperthermie ist die deutliche Aktivierung des körper eigenen Immunsystems. Die Hitze führt zu Veränderungen der Krebszellen, so dass diese besser von gesundem Gewebe unterschieden werden können. Dies bewirken so genannte “Hitzeschockproteine”, die den Abwehrzellen als Erkennungszeichen dienen. Diese Proteine erscheinen bei Überwärmung auf den Oberflächen von Tumorzellen, nicht aber auf “gesunden” Zellen.
In der Regel wird die Hyperthermie parallel zu einer Chemotherapie und/oder Strahlentherapie durchgeführt. Die Hyperthermie erzielt in der Regel eine Wirkungsverstärkung der anderen Therapieformen am Tumor. Im Einzellfall kann sogar eine bislang unwirksame Chemotherapie und/oder Strahlentherapie dann doch eine Wirksamkeit entwickeln. Die Hyperthermie kann also die Effekte der konventionellen Therapien substanziell verbessern. Als Resultat zahlreicher Forschungen konnte gezeigt werden, dass eine Tumorüberwärmung zu Wachstumshemmung von Tumorzellen und zu Tumorverkleinerungen bis zur Tumorheilung führen kann.
Die Hyperthermie wird daher auch inzwischen von der Deutschen Krebshilfe als “vierte Säule” in der Therapie gegen Krebserkrankungen angesehen.